Urne zu Hause aufbewahren: Sensibler Umgang mit Erinnerung und Trauerbewältigung
27. November 2024Das Aufbewahren einer Urne zu Hause: Ein sensibler Umgang mit der Erinnerung
Der Wunsch, die Asche eines geliebten Menschen in einer Urne zu Hause aufzubewahren, ist eine sehr persönliche und oft emotionale Wahl. Sie bietet eine greifbare Verbindung zu einem verlorenen Angehörigen und kann Trost spenden. Doch diese Praxis bringt auch Herausforderungen mit sich. Insbesondere die Frage, wie man die eigene Trauer bewältigt und nach vorne schauend seinen Lebensweg weiter geht.
Warum haben Menschen diesen Wunsch?
Menschen möchten aus verschiedenen Gründen, eine Urne zu Hause aufzubewahren. Für viele ist es die Vorstellung, dem verstorbenen Angehörigen nahe zu bleiben. Es gibt ihnen die Möglichkeit, jederzeit einen ruhigen Moment der Erinnerung und Besinnung zu erleben. In den Gesprächen, die ich führe ist dieses “Warum” die erste Frage, wenn der Wunsch geäußert wird. Meist sind die Antworten: Dann ist er immer bei mir, ich kann mich immer erinnern, sie hat einen festen platz in meinem Leben oder ähnliche. Was fast alle inhaltlich gemeinsam haben ist, ich möchte am Gewohnten festhalten, ich habe Angst vor der Veränderung, es soll alles bleiben, wie es war. - Da ist es aber nicht mehr.
Ja, bei machen Umständen mag es heilsam für den Einzelnen sein, noch etwas Zeit mit der Asche des Verstorbenen zu haben, um zu begreifen und zu verstehen, dass etwas sich geändert hat. Langfristig sollten jedoch die Verstorbenen ihren Raum haben und der ist außer in den Erinnerungen und den Herzen nicht die Wohnung.
Das schöne ist, fast alle Trauernden, mit denen ich solche Gespräche führe, komme nach kurzer Zeit des Nachdenkens und des “eine Nacht drüber Schlafens” zu der Entscheidung, dass die Urne ihren eigenen, neuen Platz haben darf.
Der emotionale Aspekt
Das Festhalten an der physischen Präsenz des Verstorbenen kann emotional belastend sein. Während es anfänglich Trost spendet, besteht auch das Risiko, dass man in seiner Trauer verharrt und Schwierigkeiten hat, weiterzuleben. Der Prozess der Trauerbewältigung umfasst mehrere Phasen: von Schock und Leugnung über Wut und Depression bis hin zur Akzeptanz. Eine ständige physische Erinnerung könnte diesen Prozess verlangsamen oder erschweren.
Das Bedürfnis nach Weiterentwicklung
Trauer sollte als dynamischer Prozess betrachtet werden – einer, der ständige Weiterentwicklung erfordert. Dies bedeutet nicht das Vergessen des geliebten Menschen, sondern vielmehr die Integration dieser Erfahrung in das eigene Leben. Es ist wichtig zu erkennen, wann es Zeit ist, voranzuschreiten und neue Wege zu finden, um mit der Erinnerung umzugehen.
Rituale zur Unterstützung des Prozesses
Rituale können eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung von Trauer spielen. Sie bieten Struktur und helfen dabei, Gefühle auszudrücken und Erlebnisse zu verarbeiten. Einige Familien entscheiden sich vielleicht dafür, spezielle Gedenktage einzurichten oder Erinnerungsstücke im Haus zu schaffen. Diese Rituale können dazu beitragen, dass man den geliebten Menschen in Ehren hält und gleichzeitig Raum für persönliche Weiterentwicklung schafft.
Ein ausgewogenes Verhältnis finden
Es ist essentiell ein Gleichgewicht zwischen dem Festhalten an Erinnerungen und dem Voranschreiten im eigenen Leben zu finden. Professionelle Unterstützung durch Therapeuten oder Trauerberater kann hier hilfreich sein. Sie bieten Werkzeuge und Techniken an, um den Schmerz der Trennung besser zu verarbeiten und gleichzeitig offen für neue Lebenswege zu bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Die Aufbewahrung einer Urne im eigenen Zuhause kann sowohl Trost als auch Herausforderungen bringen. Wichtig ist es jedoch immer darauf bedacht zu sein, das eigene Leben nicht zum Stillstand kommen zulassen sondern stetig weiterzuentwickeln unter Einbeziehung aller wertvoller Erinnerungen auf seinem bisherigen Weg.